Welthebammentag

Welthebammentag
Über den Beruf, seine Vor-und Nachteile und was es mit der Bewegung “Junge Hebammen” auf sich hat.

Ich habe mich mit einer jungen Hebammen-Studentin ausgetauscht und ihr in Hinblick auf den Welthebammentag ein paar Fragen zu ihrem Beruf gestellt.

Wie bist du zu dem Beruf der Hebamme gekommen und was ist deine Motivation dahinter?
“Was man sicher am häufigsten hört, ist dass es eine Entscheidung aus dem Bauch heraus ist. Man wird da glaube ich ein bisschen reingeboren. Ich war vorher in der Kinderkrankenpflege tätig und das ist meistens eine Hand-in-Hand-Arbeit mit dem Kreißsaal. Ab da war es eigentlich mein Wunsch, Hebamme zu werden und die Familie auf ihrem Weg kompetent zu begleiten. Man kann sehr viel geben und bekommt unheimlich viel zurück und daher ist es für mich einer der schönsten Berufe überhaupt.”

Es gibt verschiedene Arten der Berufung einer Hebamme. Wie unterscheiden sich die einzelnen Arten voneinander?
“Genau, es gibt verschiedene Arten der Hebammenarbeit. Es gibt nicht nur die Freiberuflichkeit und das Arbeiten als festangestellte Person im Klinikum, sondern auch das Modell als freiberufliche Hebamme an ein Klinikum angebunden zu sein. Wenn man im Klinikum angestellt ist, gibt es das Schichtmodell, bestehend aus Früh-, Spät- und Nachtdienst, ähnlich wie in der Pflege. Die Hebammen arbeiten im Kreißsaal in einem Angestelltenverhältnis. In der Freiberuflichkeit muss man sich selbst versichern, das möchten aufgrund der hohen Beiträge (um die 800€ pro Monat) die wenigsten noch machen. Es gibt viele Hebammen, die lediglich die Vor- und Nachsorge betreuen und gar nicht in der Geburtshilfe arbeiten. Es gibt in Kiel ca. 4 Hebammen, welche Rufdienst machen. Diese betreuen die werdenden Mütter vorher, nachher und begleiten die Mütter in den Kreißsaal.”

Wie sieht ein Tag als Hebamme aus?
“Auch hier gibt es verschiedene Abläufe:
Ist man Klinik-Gebunden, arbeitet man nach einem Schichtplan. Wenn keine Geburten stattfinden, werden ambulant Patientinnen betreut und CTGs durchgeführt.
Die freiberufliche Hebamme hat meistens Kurse, eine eigene Praxis für Vorsorgen und ist viel unterwegs, da sie die Frauen auch zu Hause betreut. Gleichzeitig muss man auch die Termine für Wochenbettbesuche unterbringen. Hier kann es gut möglich sein, dass Geburten dazwischen kommen und sich durch die Rufbereitschaft die ganzen Termine, die man vorab gut geplant hat, wieder ändern und alles verworfen werden muss. Teilweise kann es sogar sein, dass man dann bis zu 35 Stunden am Stück wach ist.”

Wie geht mal als Hebamme mit dem Thema Corona um?
“Die Pandemie ist natürlich für alle eine extrem herausfordernde Zeit. Viele Frauen haben große Ängste aufgrund vieler Gerüchte, dass man alleine ist während der Geburt und der Partner nicht bei der Geburt dabei sein darf. Jedoch gibt es dafür in jedem Klinikum eine andere Regel, wann der Partner hinzukommen darf.
Bevor die Frauen kommen, müssen sie einen Coronatest machen, die Maske muss getragen werden. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt muss die Maske auch während der Geburt getragen werden. Die Hebammen tragen eine FFP2-Maske und eine Schutzbrille, wodurch natürlich die ganze Mimik fehlt. Der Partner darf die Geburt begleiten, sobald diese aktiv losgeht. Bevor der Mann hinzukommt, muss er natürlich auch einen Corona-Test durchführen. Da die Frauen jedoch auch vorher eine ausgiebige Betreuung benötigen, spielt man als Hebamme eine sehr wichtige Rolle. Man ist Partner-Ersatz, Freundin-Ersatz, man muss alles ersetzen, was der Partner sonst erfüllt. Für die Frauen ist das natürlich nicht einfach, doch genau aus diesem Grund ist die Hebamme so wichtig.
Wenn der Kreißsaal sehr voll ist, wird die Betreuung schon schwieriger, da man jeder werdenden Mutter das gleiche Gefühl und die gleiche Betreuung gewährleisten möchte. Gerade jetzt in der Pandemie wird deutlich, wie wichtig eine 1:1 Betreuung ist. Man versucht natürlich trotz der Abstandsregelung eine gewisse Nähe zu der Frau zu halten und sie bestmöglich zu unterstützen. Wir Hebammen geben unser Bestes, um die Bedürfnisse der werdenden Mütter zu erkennen und zu erfüllen und in dieser schweren zeit für die Frauen dazusein.”

Was sind die positiven und negativen Aspekte am Beruf einer Hebamme?
“Ich fange mal mit den unangenehmen Aspekten an.
Zunächst einmal der Schicht-Dienst. Jeder weiß, dass der Körper sich durch den Wechsel zwischen Früh-, Spät- und Nachtdienst kaum erholen kann. Zudem hat natürlich auch eine Hebamme ihr privates Umfeld wie Freunde, Familie und eventuell einen Partner.
Man muss an Feiertagen und am Wochenende arbeiten und hat keine klassische 5-Tage-Woche wie die meisten. Dann gibt es natürlich noch die Rufbereitschaft, welche sehr fordernd ist. Man kann zum Beispiel nicht einfach mal spontan mit einer Freundin was essen gehen und ein Glas Wein trinken, weil man immer darauf vorbereitet sein muss, dass jederzeit ein Anruf kommen kann und man sich direkt auf den Weg zum Kreißsaal machen muss. Hochzeiten, Geburtstage und Ähnliches kann man wirklich nur richtig genießen, wenn man mal frei hat. Viel Freizeit bleibt einem in der Rufbereitschaft leider nicht.
Die schönen Aspekte des Berufs einer Hebamme überwiegen jedoch den negativen. Man kann sehr viel Geben und bekommt unheimlich viel zurück von den Frauen. Die Frauen brauchen eine helfende Hand und eine starke Schulter, damit sie sich auch fallen lassen und entspannen kann, was die meisten auch tatsächlich können und das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Dieser Prozess, bis das Baby zur Welt kommt und wenn es dann da ist, bereitet mir jedes Mal aufs Neue Gänsehaut. Wenn man das Funkeln in den Augen der frisch gewordenen Eltern sieht, fließen auch bei uns Hebammen regelmäßig die Tränen, auch wenn man das schon jahrelang miterlebt hat, auf diesen schönen Moment kann man sich nie vorbereiten. Der Beruf der Hebamme ist wirklich ein sehr liebevoller Beruf.”

Was die Jungen Hebammen fordern:
In einem Instagram-Post der @jungehebammen heißt es:
#unersetzbar 5.5

Es geht in die 2.Runde! Am 5. Mai ist Welthebammentag! Wir brauchen EUCH, um erneut auf die aktuelle Situation von Hebammen & Familien aufmerksam zu machen und uns für eine Zukunft einzusetzen, in der wir als Hebammen arbeiten, aber auch als Menschen gebären möchten. Eure Stimme zählt!  Diesmal wollen wir uns gemeinsam mit euch "Bewegen für die Gesundheit von Hebammen und Familien“. Gebt unseren 5 Forderungen Gesichter! Wir zählen auf euch!! 

Denn wir JuWeHen fordern mit euch:
#1) HEBAMMENBILDUNG FÖRDERN
#2) HEBAMMENKRAFT SCHÜTZEN
#3) LOHN, DER UNSERER ARBEIT ENTSPRICHT
#4) 1 HEBAMME FÜR 1 FRAU
#5) EMPOWERNDE & EVIDENZBASIERTE BETREUUNG”

Wenn ihr mehr zu der Bewegung der jungen Hebammen erfahren wollt und sie unterstützen wollt, schaut auf dem Instagram-Profil @jungehebammen vorbei.



Quelle: www.instagram.com/jungehebammen

Hinterlasse ein Kommentar